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Würth Elektronik eiSos

AUF EINEN SMALLTALK MIT 
Alexander Gerfer, CTO, Würth Elektronik eiSos über Kooperation und Innovation     

 

1.  Herr Gerfer, warum engagieren Sie sich als Berlin-Partner?  

Unsere Hauptstadt-Repräsentanz im Technologiepark Adlershof und EUREF-Campus fokussiert sich unter anderem auf die Entwicklung und Pflege von Netzwerken und Partnerschaften, den Kontakt zu Hochschulen, Start-ups und Menschen mit Ideen aus aller Welt. Das Engagement als Berlin-Partner unterstützt genau diese Ausrichtung. 
 

2.  Was schätzen Sie an Berlin? 

Berlin ist ein ganz spezielles Pflaster. Hier gibt es eine pulsierende Szene junger, kreativer Köpfe. Stetiger Wandel, der kreative Vibe, Berlin als Ideen-Hub: Das sind Pull-Faktoren, die die weltweit Klügsten und Kreativsten in die Bundeshauptstadt locken. In Berlin knüpfen und pflegen wir Kontakte zu den Talenten von heute, zu den Technologie- und Marktführern von morgen. 
 

3.  Was zeichnet Ihr Unternehmen in Sachen Innovation aus?

Ganz klar die Beziehungspflege zu Start-ups. Bedenken Sie: Kaum eine Innovation kommt heutzutage ohne Elektronik aus. Neue Ideen brauchen Hardware für die Umsetzung. Und gerade hier haben nicht nur Neugründer mit vielen Herausforderungen zu kämpfen. Die Realisierung von Elektronikbaugruppen, der Prototypenbau und Aspekte wie elektromagnetische Verträglichkeit werden dabei oft unterschätzt. Scheitern ist aber keine Schande, sondern sollte ein Ansporn sein. Auch in meiner persönlichen Karriere gab es Höhen und Tiefen – für mich ist das eine besondere Motivation, Start-up-Förderung durch ausgewählte Technologiepartnerschaften voranzutreiben.
Wir verstehen uns keineswegs nur als reiner Hersteller und Zulieferer, sondern vielmehr als Partner. Wir sehen uns in der Verantwortung für unseren Wirtschaftsstandort – und unseren Lebensraum. Daher investieren wir gezielt in Zukunftstechnologien, auch wenn ihr Wert heute noch nicht für jeden offensichtlich ist. Wir engagieren uns proaktiv – mit kostenlosen Bauteilmustern und Lieferungen ohne Mindestbestellmenge, mit Referenzdesigns und Beratung bis hin zum Design-in-Support. So machen wir tagtäglich Innovation möglich. So werden aus Start-up-Ideen marktreife Produkte, nicht nur in Berlin.
 

4.  Was bewegt Ihr Unternehmen, woran arbeiten Sie zurzeit?

Wir haben gerade bei der Digital-Life-Design-Konferenz (DLD) in München eine Technologiepartnerschaft mit Organifarms vorgestellt. Dieses zukunftsweisende Unternehmen hat den Prototypen eines Ernteroboters für in Gewächshäusern gezüchtete Erdbeeren entwickelt. Damit Roboter BERRY reife Früchte auch im künstlichen Licht eines Gewächshauses von unreifen unterscheiden kann, braucht sein Bilderkennungssystem eine spezielle Beleuchtung. Die nötige LED-Platine hat Organifarms mit unserer Hilfe gebaut. Nun können die ganzjährig angebauten Erdbeeren automatisch geerntet werden – erstmals rund um die Uhr und an sieben Tagen in der Woche.
Dass wir hier mit einem Start-up aus dem Bereich Vertical Farming zusammenarbeiten, ist übrigens kein Zufall. Wir sind nicht nur Hersteller von Horticulture LEDs. Im Netzwerk junger Start-ups und Entwickler machen wir vieles möglich: Unter Leitung eines bei uns angestellten Agrarwissenschaftlers gewinnen wir zum Beispiel neue Erkenntnisse darüber, wie die Variation von Lichtwellenlängen in der Gewächshausbeleuchtung das Pflanzenwachstum und die Bildung von Nährstoffen beeinflusst. Auf Basis dieser Grundlagenforschung haben wir Schaltungen und Tools für die Steuerung des Lichts im Vertical Farming entwickelt.

Sie sehen, dieses Thema liegt uns am Herzen. Denn diese platz- und wassersparende, pestizidfreie, witterungs- und jahreszeitunabhängige Nahrungsmittelproduktion direkt in Ballungszentren ist ein wichtiger Baustein in der Ernährung einer weiter wachsenden Zahl von Menschen unter immer schwierigeren klimatischen Bedingungen. Nach Erhebungen der DLD müssen wir die Nahrungsmittelproduktion bis 2050 weltweit um 70 Prozent steigern – eine enorme Herausforderung, der wir uns schon heute stellen müssen.
Auch in puncto EMV (Elektromagnetische Verträglichkeit, Unempfindlichkeit gegenüber Störeinflüssen) forschen und optimieren wir kontinuierlich weiter – nicht zuletzt, weil 2023 ein Jahr mit besonders intensiver Sonnenaktivität sein wird. Sie könnte uns Polarlichter in Sachsen bescheren – aber auch Schäden an kritischen Infrastrukturen.
Alle unsere derzeitigen Aktivitäten aufzuzählen, würde natürlich den Rahmen dieses Interviews sprengen. Die Zukunft wird viele neue Chancen und Risiken bringen Sie heute zu erkennen und daraus eine Strategie zu entwickeln und umzusetzen, sehen wir als eine wichtige Aufgabe.

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